Die erste Flugpost-Ausgabe mit Steindruck-Aufdruck "FLUGPOST" auf Steildruckausgaben - Mi.-Nr. 40 - 46

Der Aufdruck dieser Marken erfolgte in der Memeler Druckerei F.W. Siebert

Die Marken dieser Ausgabe kamen im Juli 1920 an den Schalter.

Die erste Lieferung vom 2. Juli 1921 wurde ohne Punkt im "T" des Wortes "FLUGPOST" im Leerraum des Querbalkens hergestellt, eine zweite Lieferung vom 30./31.Juli 1921 mit den zwei Werten 60 Pfennig/40 c und 60 Pfennig/40 c sowie eine Nachlieferung des dritten Wertes 1 mark/50 c im Mai 1922 musste von einem neuen Druckstein hergestellt werden, weil der Druckstein der 1. Auflage bereits abgeschliffen worden war. Für die 2. Druckauflage hat der Lithograph in den Querbalken des "T" von FLUGPOST als Geheimzeichen einen Punkt eingeätzt.

Während des Druckes der 2. Auflage machte sich, nachdem schon ein wesentlicher Teil der Auflage gedruckt war, ein teilweises Verschwinden der Druckbuchstaben an einigen Stellen des Drucksteines bemerkbar. Die Schriftzeichen mussten aus diesem Grunde sogar nachgezogen werden. Da sich der Stein in der Druckmaschine befand, ist es nur logisch, dass beim Nachziehen der einzelnen Buchstaben nicht ganz korrekt gearbeitet werden konnte - dadurch sind einige Buchstaben auf den Feldern 40-47, 62 und 65-72 leicht verzeichnet. Die Punkte im "T" sind nun oftmals ganz verschwunden oder nur noch sehr schwach zu sehen. (siehe Mi.-Nr. 40 II PF III und Mi.-Nr. 41 III)

Von den Werten der 2. Auflage sind die Marken zu 60 pf nur mit einer sehr kleinen Auflage und die 60 Pfennig auch nur mit einer kleinen Auflage herausgekommen, daraus ergibt sich, dass Marken mit nachgezogenen Druckbuchstaben nicht häufig sind.

Für eine sichere Bestimmung dieser nachgezogenen Buchstaben muss jede Marke plattiert, d. h. ihrer ursprünglichen Bogenposition zugeordnet werden.

Aus dem Amtsblatt des Memelgebietes vom 6.Juli 1921 Nr. 76 S. 639 geht hervor:

"Mit Genehmigung des Herrn Oberkommissars für das Memelgebiet werden vom 6. Juli ab zur Freimachung von Flugpostsendungen Flugpostmarken zu 60, 80 Pf. l, 2, 3 und 4 Mark herausgegeben. Die Wertzeichen sind zwecks bessere Kenntlichmachung der Flugpostsendungen und deren Unterscheidung von anderen Postsendungen bestimmt. Die neuen Wertzeichen sind derartig hergestellt, dass die genannten Werte der französischen Überdruckmarken von links oben nach rechts unten meinen einem neuen blauen Überdruck "Flugpost" versehen worden sind. Memel, den 5. Juli 1921. Landes-Postdirektion"

Diese Marken konnten auch für gewöhnliche Postsendungen verwendet werden. Der Flugpostverkehr Danzig - Königsberg Memel ist am 1.4.1921 eröffnet worden, also 3 Monate vor Erscheinen der Flugpostmarken.

Hierzu die Bekanntmachung der Landespostdirektion:

"Ab 3.April 1921 findet täglich ein Flugpostdienst zwischen Danzig-Königsberg-Memel statt. Sendungen sind mit der Aufschrift "Durch Flugpost" zu kennzeichnen."

In der Bekanntmachung Nr. 88 vom 30. Juli 1921 wird geschrieben:

"Es wird ein Flugpostverkehr Memel - Riga für die Dauer der Rigaer Messe (August l92l) 3x wöchentlich eingerichtet (Untenehmen der Danziger- und Deutschen Luftreederei Berlin) Ab Danzig - Königsberg - Memel am Mo., Mi., Fr. Flugpostzuschläge: für Postkarten und Briefe je 20 gr M -,40 Drucksachen je 50 gr M 1.-"

In der Bekanntmachung Nr. 56 vom 8. Mai 1922 wird erwähnt:

"Der Flugpostverkehr zwischen Danzig - Königsberg - Memel - Riga wird am 8.Mai 1922 wieder aufgenommen und zwar an den drei Wochentagen Mo., Mi., Fr. Flugzeiten:

  • Memel - Königsberg 1 1/4 Std.
  • Memel - Riga 2 1/4 Std."

Die Flugpostmarken wurden mit Einstellung des Sommerflugverkehrs am 1.11.1921 von den Postschaltern zurückgezogen und erst Anfang Mai 1922 wieder an den Postschaltern abgegeben, bis sie am 12.5.22 durch die 2. Aushilfsausgabe Flugpost in Schreibschrift abgelöst wurden.

Echt geflogene Bedarfsbriefe oder -karten sind sehr selten!

Ab 10.8.21 waren Flugpostbestätigungsstempel an der Ziel-Destination Pflicht.

Probedrucke:

Von Mi.-Nr. 40-45 sind Probeaufdrucke "FLUGPOST" bekannt, der Aufdruck läuft von links unten nach rechts oben (Aufdruck in mehreren Farben bekannt)

Markenausgabe

Mi.-Nr. 40

60 pfennig auf 40 c (dunkel) graurot/türkisgrau - Ausgegeben am: 6. Juli 1921

Auflage: 15.000

1.) I. Platte ohne Punkt im "T" = 200 Bogen

x.) graubräunliches GC-Papier

y.) weißes Papier (Urmarkenbogen: P 22 012.3 I )

Folgende Plattenfehler sind bekannt: Feld: 5 Abstand 6--0 weit 0,6 mm statt 0,2 mm

Auflage höchstens 200 Stck.= Mi.-Nr.40 I y, PF Ia; Mi.-Nr.40 I x, PF Ia;

An Urmarkenbogen sind verwendet:

  • H 19 012.31
  • G 1 001.31

Außerdem sind Stücke mit stärker verschobenem Aufdruck bekannt:

II.) II. Platte mit Punkt im "T" auf nur weißem Papier. Ausgegeben am: 19.Juli 1921

Auflage: 8.025 = 107 Bogen

Folgende Plattenfehler sind bekannt:

Feld: 5 Abstand 6-0 weit 0,6 mm start 0,2 mm (Auflage hiervon höchstens 50 Stck.) (siehe Mi.-Nr. 40 II, PF IIa)

Verwendet wurden die Urmarkenbogen:

  • H 19 012.31
  • G 1 001.31

Bei diesem Wert kommen die nachgezogenen Druckbuchstaben vor!

Mi.-Nr. 41

60 pfennig auf 40 c mittelkarminrot/türkisgrau (mit Punkt im "T")

Ausgegeben am: 30. Juli 1921

Auflage: 82.125 = 1.095 Bogen x.) graubräunlichem Papier (Urmarke nicht bekannt) y.) weißem Papier (Urmarke Mi.-Nr. 36 a)

Folgende Plattenfehler sind bekannt:

Feld: 30 Doppelbalken in linken Außenkanten innen verdickt. Untere Kante des oberen Balken erscheint rund Feld: 69 Langbalken unten mit Kerbe

An Urmarkenbogen sind bekannt:

  • R 102.32
  • R 202.32
  • R 302.32

Von dem Wert ist ein Markenbogen (75 Stück) mit kopftehendem Aufdruck bekannt geworden. (Mi.-Nr. 41 K)

Mi.-Nr.42

80 pfennig auf 45 c (ohne Punkt im "T") - Ausgegeben am: 6. Juli 1921

Auflage: 65.250 = 870 Bogen

a.) dunkelgrünoliv/grauultramarin graubräunliches GC-Papier a

b.) dunkelgrün/grauultramarin weißes Papier

c.) dunkelgrün/grauultramarin, GC-Papier b

An Urmarkenbogen sind ermittelt:

  • P 1 806.17
  • P 1 206.17
  • P 806.17

Mi.-Nr.43

1 mark auf 50 c lebhaftbraun/hellblaugrau

I. (ohne Punkt im "T")

Ausgegeben am: 6.Juli 1921

Auflage: 95.250 = 1270 Bögen

x.) graubräunliches GC-Papier

y.) weißes Papier

Folgende Plattenfehler sind bekannt:

Feld: 30, 40, 74 Abstand 1.- mark weit 3,6 mm (siehe Mi.-Nr. 43 Ix PF Ia; Mi.-Nr. 43Iy PF Ia) Feld: 62 Abstand 1.- mark mittelweit 3,3 mm statt normal 3,1 mm Feld: 30 zusätzlich Doppelbalken an linken Ecken innen verdickt, so dass untere Kante des oberen Balkens rund erscheint.

Von diesem Wert ist ein Markenbogen (75 Stück) mit Doppelaufdruck bekannt. (Mi.-Nr. 43I DD)

Außerdem sind diverse Druckspieße, wie bereits bei der Urmarken, bekannt: "Druckspiess hinter mark"

 
An Urmarkenbogen sind ermittelt:
  • I 1 609.22
  • I 2 409.22
II. mit Punkt im "T" = weißes Papier Ausgegeben am: 30. Juli 1921
 
Auflage: 30.000 = 400 Bogen (?)
 
Folgende Plattenfehler sind bekannt:
 
Feld: 30, 40, 74 Abstand 1 -- mark weit 3,6 mm (siehe Nr. 43 II, PF IIa) Feld: 64 Abstand 1 -- mark mittelweit 3,3 mm statt normal 3,1 mm Feld: 30 zusätzlich Doppelbalken an linken Ecken innen verdickt, so dass untere Kante des oberen Balkens rund erscheint. An Urmarkenbogen sind bekannt:
  • I 1 509.22
  • I 1 809.22
  • I 009.22
  • I 2 009.22
Mi.-Nr. 44
 
2 mark auf 1 fr lebhaftbräunlichkarmin/grünlichgelb - Ausgegeben am: 6.Juli 1921
 
 
Auflage: 65.250 = 870 Bogen (ohne Punkt im "T" von FLUGPOST)
 
x.) graubräunliches GC-Papier a
 
y.) weißes Papier
 
Folgende Plattenfehler sind bekannt: 
 
Feld: 40 Abstand 2 - mark mittelweit 2,4 mm statt 2,7 mm Feld: 74 Abstand 2 - mark weit 2,8 mm statt 2,7 mm (siehe Mi.-Nr. 44 I) Feld: 30 Abstand 2 - mark weit l,0 mm statt 0,5 mm (Teil) (siehe Mi.-Nr. 44 II) und Doppelbalken an inneren Linien links außen verdickt, so dass untere Kante des oberen Balkens spitz erscheint Feld: 51 unterer Balken des Doppelbalkens mit Kerbe Feld: 73 verletzter Langbalken mit Abstand von "mark" mit 1,5 mm statt norrnal von 1,9 mm
 
Von dieser Marke ist ein Markenbogenm (75 Stück) mit kopfstehendem Aufdruck bekannt geworden. (Mi.-Nr. 44K)
 
 
An Urmarkenbogen sind verwendet:
  • L 2 905.31
  • L 2 706.31
  • L 806.31
  • L 1 206.31
  • L 1 506.31

Außerdem sind diverse Druckspieße, wie bereits bei der Urmarken, bekannt:

"dicker Druckspieß vor MEMEL"

Mi.-Nr. 45
 
3 Mark auf 600 c ohne Punkt im "T" - Ausgegeben am: 6. Juli 1921
 
 
Auflage: 65.250 = 870 Bogen
 
a.) auf schwärzlichrotviolett/hellgrauultramarinen Marken der I. Platte von Mi.-Nr. 37 erfolgt in einer Auflage von: 42.750 Stck. = 570 Bogen
 
Folgende Plattenfehler sind bekannt:
 
Feld: 37 "M" in Mark oben rechts verletzt.
 
b.) auf dunkelgrauviolett/kobalt Marken der III. Platte der Mi.-Nr. 37 in der Auflage von: 22.500 Stck. = 300 Bogen
 
Folgende Plattenfehler sind bekannt:
 
Feld: 48 Langbalken kurz 25 statt norm. 28 mm (Mi.-Nr. 45 III) (Teilauflage) Feld: 75 Langbalken rechts spitz auslaufend
 
Von diesem Wert ist ein Markenbogen (75 Stück) mit kopfstehendem Aufdruck bekannt. (Mi.-Nr. 45 K)
 
 
An Urmarkenbogen sind verwendet:
  • I 1 906.22
  • I 2 506.22
  • I 1 207.22

Druckzufälligkeiten/Herstellungszufälligkeiten

Es sind diverse Werte mit schmalen bzw. breiten Druckfalten bekannt:

Mi.-Nr. 46

4 mark auf 2 fr. rötlichorange/grautürkis ohne Punkt im "T" (I. Platte) (Bekanntmachung 6.7.21)

 
Auflage: 65.250 = 870 Bogen
 
x.) graubräunliches GC-Papier a (selten)
 
y.) weißes Papier
 
Folgende Plattenfehler sind bekannt:
 
Feld 1 und 70 die dicke Blocktype der Ziffer "4" (Mi.-Nr. 46x Ia. bzw. Mi.-Nr. 46y Ia)
 
 
Feld: 30, 62, 69, 74 Abstand 4--mark weit 3,2 mm statt normal 2,8 mm (Mi.-Nr. 46x III. Mi.-Nr. 46y III.) Feld: 30 zusätzlich Doppelbalken an linken Ecken innen verdickt, so dass untere Kante des oberen Balkens rund erscheint. Feld: 45 Langbalken spitz auslaufend.

An Urmarkenbogen sind bekannt:

  • P 1 705.17
  • P 2 505.17
  • P 2 605.17

Fälschungen

Es gibt verschiedene Aufdruckfälschungen dieser Ausgabe, die meisten Aufdruckfälschungen weichen allerdings bereits im Druckverfahren ab.

Der echte Aufdruck erfolgte im Steindruck:

Viele Fälschungen hingegen sind im Buchdruck hergestellt und relativ leicht auszusortieren:

Neben diesen Fälschungen existieren leider auch diverse "bessere" Fälschungen im Originaldruckverfahren, manche treffen sogar die Original-Druckfarbe erstaunlich gut, lassen sich unter dem Mikroskop oder beim genauen Vergleich der Maße aber als Fälschungen identifizieren:

Der echte Aufdruck rot - der falsche in blau

Bereits Ing. Becker hat sich auch mit dieser Ausgabe intensiv beschäftigt und hat dazu viele Zeichnungen, Photographien etc., angelegt; hier ein kleiner Auszug:

Original-Glas-Negativ eines Bogenteils (von Ing. Becker großformatig ausgedruckt worden zur Feldbestimmung)

Original-Auszug aus seiner "Photo-Kartei" von Typen, Aufdruckfehlern und Fälschungen

Diese Ausgabe - genauso wie die Flugpostserie II Mi.-Nr. 72-83 - sind schon zeitnah intensiv gefälscht worden: